40 plus – Gründer in den besten Jahren

In der öffentlichen Diskussion ist meistens von ‚jungen‘ – Existenzgründern die Rede. Mit dem Beginn der Eröffnung von Gründerzentren in Berlin und Deutschland, seit etwa Mitte der achtziger Jahre, wurde in der öffentlich geförderten Gründerszene stets das Ideal des jungen Hochschulabsolventen betont, der am besten auch gleich eine Erfindung aus seinem Institut mitbringen sollte, um sich mit dieser technischen Innovation selbständig zu machen. Bei aktuellen Veröffentlichungen zum Thema Existenzgründungen mit Internet – Anwendungen wird ebenfalls der Eindruck erweckt, als wenn hierfür nur 18 bis 23 jährige Gründer in Frage kämen.

Tatsächlich gibt es aber auch viele erfolgreiche Gründer, die nach jahrelanger Arbeitnehmertätigkeit ihr erworbenes, professionelles Wissen genutzt haben, um auf dieser guten Basis ein eigenes Geschäft zu starten. Möglicherweise gibt es in dieser Gruppe von älteren Gründern weniger spektakuläre Senkrechtstarter. Dies läßt sich aber einfach damit begründen, daß junge, unerfahrene Gründer viel höhere Risiken in Kauf nehmen müssen, da sie diese aufgrund mangelnder Erfahrung kaum einschätzen können. Sicher gibt es dann auch eine kleine Zahl von Erfolgreichen und eine noch viel kleinere Zahl von extrem Erfolgreichen. Es liegt in der Natur der Sache, daß bei hohen Risiken bei entsprechendem Glück auch hohe Gewinne eingefahren werden können. Vermutlich würde eine Untersuchung von vergleichbaren jungen Gründern mit Ausbildung und älteren Gründern, die nach der Ausbildung längere Jahre Berufserfahrung gesammelt haben, sehr schnell aufzeigen, daß die Überlebensquote bei älteren Gründern wesentlich besser ist.

Bewußt wurde hierbei der Begriff "Überlebensquote" gewählt und nicht "Erfolgsquote". In diesem Artikel werden 2 Klassen von Gründern diskutiert: Zum Einen die unerfahrenen, risikobereiten Gründer, die in großer Zahl scheitern aber von denen einige sehr erfolgreich sein können und zum Anderen die berufserfahrenen Gründer, die vorsichtig unnötige Risiken meiden und damit auch möglicherweise manche Wachstumschance auslassen. In der öffentlichen Diskussion wird häufig die Förderung von Gründern damit begründet, daß diese im Durchschnitt 3 - 4 Arbeitsplätze schaffen. Es entsteht hierbei der Eindruck, daß der Erfolg eines Gründers an der Zahl der Arbeitsplätze gemessen wird, die dieser schafft. Dies entspricht aber nicht dem Bedürfnis der überwiegenden Mehrheit der Gründer. Diese haben zunächst für sich selbst einen Arbeitsplatz zu schaffen und zu konsolidieren. Sie können erst dann verantwortlich Personal einstellen, wenn Kunden und Aufträge vorhanden sind, oder wenn eine gut finanzierte Entwicklung vorliegt, deren erfolgreiche Markteinführung eine gute Wahrscheinlichkeit hat.

Viele Nicht - Unternehmer glauben, daß erste Unternehmensziel sei "Wachstum". Unternehmer wissen hingegen, daß es das "Überleben" des Unternehmens ist. Wachstum und Ertragsstärke sind sekundäre Konsequenzen dieses Ziels. Ein zu schnelles Wachstum ist bekanntlich für ein Unternehmen ebenso gefährlich wie unzureichendes Wachstum. Es bedeutet Liquiditätsengpäße, die sehr schnell zum Bankrott oder zur Fremdübernahme führen können. Eine öffentliche Förderung, die zu überzogenem Wachstum führt, mag zwar gut für neue Arbeitsplätze sein, aber nicht gut für diejenigen Gründer, die nach der Aufbauphase aus Finanzierungsgründen alles verlieren.

’40 plus‘ ist eines der speziellen Angebote, mit dem sich das neue Gründerzentrum "GO Pankow" an Gründungsinteressenten wendet. Gründer in den besten Jahren, die ‚es noch einmal wissen wollen‘ sind im Gründerzentrum herzlich willkommen.

GO Pankow ist seßhaft im Gewerbezentrum Pankow in Buchholz in der Pankstr. 8-10, Aufgang A, 13127 Berlin. Sie ist eine private Initiative zur Unterstützung von Existenzgründern im Norden Berlins. Aufgrund einer finanziellen Förderung durch das Land Berlin kann sie zu günstigen Preisen Büros und Gewerberäume an Gründer und Jungunternehmen vermieten. Im Mietpreis sind umfangreiche Unterstützungs- und Beratungsdienstleistungen enthalten, wie:
 
  Kontinuierliche Beratung und Betreuung der Gründer, Unterstützung bei Unternehmenskonzept, Finanzierungsplanung
  Arbeitsmappe mit Grundlagen, Planungsunterlagen, Checklisten
  Sprechstunden zu Fachthemen für Gründungsinteressierte und Gründer
  Telefonannahme für abwesende Gründer (zentrale Telefonanlage, Nutzung privater Telefonnetzanbieter)
  Nutzung Besprechungs- und Vortragsraum
  Umlauf von Fach-Magazinen und -Literatur
  Anbindung ans PC-Netzwerk: Zugriff zu zentralen Datenbanken mit Informationssammlungen, -Drucker, event. Druckmaschine, Workgroup-Software für firmenübergreifende Projektbearbeitung, Systemservice, Internet-Zugang
  Lieferanten-Pool: Adressen und Auswertung der Erfahrungsdaten 
  Organisation eines Kommunikationspunktes (Pausenraum, auch Nutzung Besprechungsraum, wenn er frei ist)
  Überstunden-Börse: Angebote und Gesuche
  Technologietransfer mit FHs, Unis
  Kontaktvermittlung im Gründungs-Netzwerk
  Vortragsveranstaltungen in Zusammenarbeit mit den Bezirksämtern und dem Expertenpool zu Grundwissen, Qualitätsmanagement, Steuer, Marketing, Fördermöglichkeiten, usw.
  Sichten von Ausschreibungen und Hinweise an in Frage kommende Gründer

Die vorstehenden Leistungen sind sämtlich mit dem Mietpreis abgegolten. Für ein ca. 20qm großes Büro, welches für 2 Schreibtischarbeitsplätze geeignet ist, zahlen die Gründer monatlich einen Endpreis von etwa DM 400,-. Dieser Preis enthält auch alle Neben- und Heizkosten.

Ein wichtiges Angebot der GO Pankow besteht in der Möglichkeit zur Teilnahme von Gründern und Kleinunternehmen am Qualitätsverbund ‚Q-Net‘. In diesem Verbund konzentrieren die teilnehmenden Firmen ihre Werbemittel und bauen Q-Net gemeinsam zu einem Markennamen aus. Zunächst soll regionale Bekanntschaft erreicht werden, um hierdurch die Chancen zur Gewinnung von Neukunden der teilnehmenden Unternehmen deutlich zu erhöhen. Gegenstand der Werbung wird ein gemeinsam abgegebenes Qualitätsversprechen an die potentiellen Kunden sein. Die Gründer verfolgen vom Eröffnungstag an ein Qualitätsmanagement; in Anlehnung an die standardisierten Verfahren der ISO 9001. Die Werbung teilt dies in einer Weise mit, daß Neukunden ein geringeres Risiko bei der Auftragsvergabe an die Gründerunternehmen erwarten können. Eine zentrale Reklamationsstelle wacht über den guten Ruf des Q-Net. Bei wiederholten Verstößen gegen das gemeinsame Qualitätsversprechen können einzelne Mitgliedsfirmen ausgeschlossen werden. Ihr Standort im Gründerzentrum bleibt hierdurch allerdings unberührt. Q-Net ist ein Angebot zur freiwilligen Teilnahme; es ist nicht Bedingung für den Unternehmensstart im GO Pankow.

Dieser Verbund von Gründerunternehmen ist in besonderer Weise für ältere, berufserfahrene Gründer geeignet. Für sie war es in ihrer Angestelltenzeit selbstverständlich, in einem Netz von Verpflichtungen und Abhängigkeiten zu arbeiten. Sie hatten hierbei auch die Vorteile erfahren, die aus der Stärke größerer Organisationen resultieren.

Karl Schmitt, 12.08.99